Wissenswertes zum sorbischen Osterei
GeschichtlichesEs gibt verschiedene Theorien über die Entstehung der Tradition, zu Ostern Eier zu färben und diese bisweilen zu verschenken. Die einen sehen den Ursprung eher im vorchristlichen Brauchtum. Die anderen gehen davon aus, daß sich das reiche und möglichst farbenfrohe Verzieren von Eiern zunächst in Rußland entwickelt hat und von dort aus nach Europa gebracht wurde.
Daß die Sorben daraus eine derartige Kunst gemacht haben, ist vermutlich der Zeit und den Umständen ihrer Christianisierung geschuldet.
Die vier slawischen Stämme, die zu jener Zeit in der Ober- und Niederlausitz (Sachen und Brandenburg) siedelten, nahmen mehr oder weniger schnell und mehr oder weniger freiwillig den neuen Glauben an. In den Regionen mit liberaleren Landesherrschern – zumeist Protestanten – gingen die alten, heidnischen Bräuche dabei jedoch nicht verloren sondern vermischten sich mit den religiösen Riten der Christen. Was heutzutage vor allem zu Ostern noch sehr deutlich wird, gerade in den Landstrichen um Vetschau, Bautzen, Cottbus und dem Spreewald.
Außer den kirchlichen Konventionen vor und während des Festes der Widerauferstehung übernahmen die Sorben auch die Tradition, an jenen Tagen die Patenkinder mit Geschenken zu bedenken, die ihnen Glück, Wohlstand, Gesundheit und Segen bringen sollten.
Doch weil die Lausitz nicht unbedingt für hart gepreßten Reichtum bekannt und die Sorben zumeist einfache Bauern waren, nahmen sie was sich ihnen aus der unmittelbaren Umgebung bot. Dazu zählte unter anderem das Hühnerei.
Aber ein schlichtes Ei, selbst wenn es gefärbt ist, ist kein würdiges Geschenk. Also wurde es so reich als möglich verziert, um sowohl den emotionalen als auch den materiellen Wert zu steigern. Wobei die Muster jedoch nicht christlichen sondern älteren, heidnischen Ursprungs waren (vermutlich ein Zeichen dafür, daß zur der Zeit als der Brauch entstand die Sorben trotz aller Christianisierung noch stark an ihren alten Gewohnheiten festhielten). Und wenn man sich heutige sorbische Ostereier ansieht, findet man diese Symbole noch immer – der Zweig, die Wabe, der Wolfs- bzw. Drachenzahn, das Sonnenrad und viele andere Schutz- und Fruchtbarkeitszeichen. Ganz davon abgesehen, daß das Ei an sich schon ein Symbol der Fruchtbarkeit und des Wohlstandes ist.
Einigen Gerüchten zufolge wurden diese kleinen Kostbarkeiten durchaus auch als Währung eingesetzt, um zum Beispiel den Zehnt an den Lehnsherren zu begleichen. Ob das tatsächlich stimmt, kann ich aber nicht sagen.
TechnikenWie schon erwähnt, sind ihrer vier unter den Ober- und Niedersorben verbreitet.
1.) Reserviertechnik
Das Ei selbst wird gefärbt und mit dem Wachs werden die Stellen „reserviert“ an denen die nächste Farbschicht nicht haften können soll (Rest siehe oben)
2.) Bossiertechnik
Hierbei wird nicht das Ei, sondern der Wachs gefärbt. Von der Art und Weise ist es der ersten Technik jedoch gleich. Beides läßt sich auch wunderbar kombinieren, wenn man die Aufwand nicht scheut.
3.) Kratztechnik
Als allererstes wird das Ei kräftig eingefärbt, je dunkler und kräftiger die Farbe um so größer die letztendliche Wirkung. Mit einem scharfen, spitzen Gegenstand (Messer, Nadel…) werden dann Muster hinein geritzt/ gekratzt. Diese Form der Verzierung erfordert weniger Vorbereitung, ist aber wesentlich langwieriger als das Handtieren mit dem Wachs und nötigt zu viel mehr Geduld.
4.) Ätztechnik
Im Prinzip dasselbe wie die Kratztechnik, nur kommt hier verdünnte Salz, Essig oder Salpetersäure zum Einsatz. Von allen vier Verzierungsformen ist die Ätztechnik am wenigsten verbreitet – aus wohl offensichtlichen Gründen
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