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Autor Thema: ROT (überarbeitete Fassung)  (Gelesen 3376 mal)
Nimue
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« am: Mo, 10. Dezember 2012, 09:54 »

Meine Hände sind rot.
Nicht von der Kälte, die sie umschließt, und nicht von den feurigen Strahlen, die die vergehende Sonne herüber sendet. Die Farbe ist ein Teil von mir. Kein Wasser könnte sie verwischen, keine Zeit kann sie vergessen machen.

Das Wasser ist rot.
Es streicht um meine Knöchel und fließt durch meine Finger. Der Fluss ist verfärbt. Verdorrte Äste säumen das Ufer. Es ragen leblose dürre Zweige in die Flut, um von dem unheimlichen Elixier zu kosten. Es wird ihnen nichts nützen. Die Tage sind zu dunkel um Leben zu spenden.

Die Steine sind rot.
Obwohl sie standhaft ausharren, werden auch sie nicht geschont. Das Pigment frisst sich in die raue Oberfläche und trocknet zu spröden dunklen Ringen. Zeitmesser. Zeit haben sie genug. Sie werden noch viele Liter fließen und viele weinen sehen. Das Unheil geht an ihnen vorüber und hinterlässt unbedeutende Spuren. Sinnlose Mühen an steinernem Starrsinn verschenkt.

Das Tuch ist rot.
Meine Hände wringen den Stoff, spülen ihn im eisigen Wasser und schlagen die Faser auf dem ewigen Fels. Immer wieder. Die Farbe muss strahlen. Lebendig. Tod.
Der Irrsinn wird kein Ende haben solang…
Stein in Stille trauert, Wasser rauschend reinigt und meine Hände neues Unglück bringen.

Die Fremde trägt rot.
Die Frau mit der bleichen Haut, dem schwarzen Haar und den blauen Augen.
Ihre Schritte sind zierlich – von den winzigen Holzschuhen, die sie trägt und weil es ihre Art ist.
Anmutig hält sie die Laute, auf der sie später spielen wird.
Kunstvoll ist ihr Haar gewunden.
Die Lider ihrer Augen sind keusch gesenkt, als ihr Blick dem gurgelnden Wasser folgt.
Sie trägt das wertvolle Tuch, das ich gefärbt habe.
An ihr wirkt die leuchtende Seide lebendig.
Wie sie, wie ich, es wollte.
Der siebente Tag der Mizuage.
Sie trägt ihr Totenkleid.




Vorerst unkommentiert, weil mich eure Assoziationen interessieren.  :-)
Gespeichert

Auge um Auge bedeutet nur, dass die Welt erblindet.
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