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Themen - Taaya

Seiten: [1] 2
1
Es war mitten in der Nacht und wenn gerade keine Wolke den Himmel bedeckte, schien der Mond bleich und grell durch die bunt bemalten Fenster in den Raum. Wie ein Gespenst, das einen die ganze Nacht über betrachtete und still überlegte, wie es einen zu Tode erschrecken konnte. Doch er rührte sich keinen Millimeter.
Kaum ein Geräusch war zu hören, nur eine Eule rief in der Ferne ab und an in die Nacht hinein und mal raschelte die Decke, die die feinen Atemgeräusche des kleines Kindes dämmte, das im Bett lag und vermutlich von einer Welt voll Einhörnern und Regenbögen träumte.
 
Ein leises Kratzen ertönte und der Deckel der Spielzeugkiste schob sich ein Stück beiseite, Millimeter für Millimeter. Ein dünner Faden wurde über den Rand geworfen und eine Barbiepuppe in einem schwarzen Tarnanzug kletterte aus der Kiste hervor und blickte sich um. Noch ein Blick zum Frisierkopf im Regal, der ihr leicht zunickte und schon klopfte Barbie leise gegen die Kiste, in einem ganz bestimmten Rhythmus. Plötzlich kam Leben ins Zimmer. Leben, das kein menschliches Auge jemals entdeckt hatte, außer in den eigenen Träumen.
 
Der schwarze Tarnanzug wurde ausgezogen und in einen Rucksack gestopft, woraufhin die Barbiepuppe einen pinken Petticoat und ein weißes Tshirt trug. Aus der Kiste hinter ihr kamen nun noch diverse andere Barbies, ein paar Kens, Babypuppen, eine Pippi Langstrumpfpuppe, und ein paar Plüschtiere, vor allem Ponys und Einhörner, die die kleineren Puppen auf ihren Rücken klettern ließen.
 
Sie alle bezogen Aufstellung am Bett und warteten. Und warteten. Und warteten. Endlich drehte sich das Kind unter der Decke um, und ihr Anführer konnte sich aus seinen Armen winden und sprang vom Bett, um sanft auf allen Vieren zu landen und sich dann aufzurichten. Andere hätten ihn sicher nicht zum Anführer gewählt, zumal er nicht sonderlich gefährlich oder beeindruckend aussah, aber hier war er, Chef einer großen Gruppe: Der rosa Teddy!
 
„Besondere Vorkommnisse“, fragte er in einer für seine Farbe absurd tiefen, brummenden Stimme, die Menschen nicht einmal hören könnten, wenn sie wach wären, den Ken in Armeekleidung. Dieser schüttelte den Kopf. „Alles ruhig. Gibt es Neuigkeiten von den Menschen?“
Der Teddy, der rund um die Uhr von seinem Mädchen durchs Haus getragen wurde, war die größte Informationsquelle, die sie hatten. Er saß beim Frühstück mit am Tisch, ging mit in den Kindergarten, sogar aufs Klo musste er mit - weshalb er heimlich ziemliche Angst davor hatte. Was Kinder so alles Stinkendes dort tun konnten!
 
„Wenn ich das richtig mitbekommen habe, hat die Mutter wieder einmal die Waschmaschine über Nacht laufen lassen“, meinte der Teddy in verschwörerischem Ton und zwinkerte mit seinen großen, braunen Augen seinen Kameraden zu. Sie alle wussten, was das hieß.
 
„Ansonsten gibt es nichts besonderes. Im Kindergarten gehen die Masern um. Das heißt, unser Mädchen könnte demnächst vielleicht zuhause bleiben. Dann werden wir häufiger genutzt. Und der Vater und die Mutter haben ihren Streit von letzter Woche beigelegt. Nun lösen sie Barbie und Ken als Traumpaar ab.“
Von den Barbies kam ein verächtliches Schnauben. Niemand würde sie jemals überbieten können, das war doch gar nicht möglich. Immerhin waren sie und die Kens für einander erschaffen. Konnten Menschen das auch von sich sagen? Und sie hatten eine Figur, von der manch Frau träumte. Zumindest ihrer Meinung nach.
 
Der Teddy ignorierte das Schnauben der blonden Puppe und auch die kurzen, abfälligen Blicke ihrer Schwestern und zeigte mit dem flauschig-weichen Arm zur Tür. Das Zeichen für alle, dass es langsam Zeit war, aufzubrechen.
 
Nachdem sie durchgezählt hatten, ob alle da waren, und der Frisierkopf mit einem Augenaufschlag der stark geschminkten Lider und türkisen Wimpern grünes Licht gegeben hatte, ging es los. Die Kens warfen ein Seil hoch zur Türklinke, die Barbies ein zweites. Während die Kens sich ans Seil hängten, um damit die Klinke runter zu ziehen, zogen die Barbies die nun bewegbare Tür auf, nur einen kleinen Spalt weit. Gerade so, dass auch das größte Plüscheinhorn sich irgendwie durchquetschen konnte. Zum Glück sorgten sie selber immer dafür, dass die Tür gut geölt war - also wieder die Plastikpuppen, denn sie konnten sich schnell abwischen, während die Plüschtiere in die Waschmaschine gemusst hätten, um die Öltropfen von ihrem Fell zu kriegen.
 
Die Tür drückten sie danach wieder soweit zu, dass kaum mehr zu sehen war, dass sie nicht ganz geschlossen war. Schließen konnten sie Türen nicht. Es würde doch zu laute Geräusche machen, wenn Holz auf Holz prallte. Außerdem würde dafür jemand draußen bleiben müssen, um die Tür von außen zuziehen zu können und dann würde erst recht auffallen, dass sie nachts unterwegs waren. Außerdem konnte die angelehnte Tür eh nicht das Mädchen wecken, denn Licht konnte durch den Spalt nicht hineinfallen. Das ganze Haus war nachts dunkel.
 
Gut, einmal war es aufgefallen, dass die Tür nicht geschlossen war, als sie das Mädchen weckte, während sie sich sicher war, dass die Tür zu war, als sie selber ins Bett ging, aber sie dachte nur, ihre Tochter wäre nachts auf Toilette gewesen und war dabei so schlaftrunken, dass sie das am nächsten Morgen nicht mehr wusste. Ein Verdacht aufs Spielzeug war bisher noch nie geäußert worden.
 
Wieder einmal blickten sie sich um. Die Erwachsenen schliefen wohl auch. Es war ja auch nicht Wochenende. Dann mussten sie manchmal die ganze Nacht im Zimmer bleiben, weil der Vater gerne abends vor dem Fernseher einschlief, und er dann immer aufwachen konnte, wenn ein plötzliches Geräusch aus der Flimmerkiste ertönte. Aber unter der Woche mussten die beiden früh schlafen, um am nächsten Morgen wach genug für die Arbeit zu sein. Es konnte nur sein, dass einer der Eltern nachts auf Toilette musste, aber das kam zum Glück nur relativ selten vor. Und wenn, dann hatten sie ein eigenes Bad. Nur, wenn beide gleichzeitig auf Toilette mussten, kam einer hier herunter und brachte die nächtlichen Ausflüge in Gefahr. Aber selbst das war bisher immer gut gegangen.
 
Nun standen sie wieder im Flur. Gut 30 Plüschtiere, mehrere Puppen, dazu die Barbies. Sie sahen fast wie eine kleine Armee aus, auch wenn von dieser Armee sicher nicht allzu viel Bedrohung ausging. Jedenfalls nicht für Menschen.
 
Plötzlich öffnete sich eine weitere Tür, was sie nur sahen, weil das eine Einhorn ein nachtleuchtendes Horn hatte. Sie nannten es Rudolf - auch wenn es nicht die Nase war, die leuchtete. Der Name passte eben einfach.
 
Und dann standen sie sich gegenüber. Links die Armee aus dem Mädchenzimmer, rechts eine Armee aus Spielzeugautos, Actionfiguren, die Comics entstammten, bewegliche Soldatenfiguren, ein paar Plüschtiere und ein kleiner Spielzeugroboter.
 
Sie starrten einander an, regungslos. Selbst die Puppen, die blinzeln konnten, taten es nicht. In dieem Moment hätten selbst die Spielzeuge eine Feder fallen hören. Dann trat der rosane Teddy vor, ging auf die Gruppe aus dem Jungenzimmer hinüber und blickte deren Anführer direkt in die Augen: Einem blauen Teddy. Und kurz darauf lagen sie sich in den Armen. Zwei Brüder, tagsüber durch eine dicke Wand getrennt - und dadurch, dass der etwas ältere Junge seinen Teddy nicht mehr mitnahm, und der blaue Teddy so nicht mehr aus dem Zimmer herauskam.
 
Nun ging ein Ruck durch die zwei Gruppen. Zwar sahen sie sich fast jede Nacht, aber dennoch schien es eine Tradition zu sein, dass sich erst die beiden Brüder begrüßten, bevor die anderen den ersten Schritt des Abends auf einander zu wagten. Bisher hatte noch nie jemand das Bedürfnis verspürt, diesen Ablauf zu verändern – und es würde sich vermutlich auch niemand trauen, denn jeder wusste, dass das Wort der Bären Gesetz war, und wer sie verärgerte, schneller seine Strafe bekam, als er den Versuch wagen konnte, zu fliehen.
 
Doch nun vermischten sich die beiden Gruppen und die Stille wurde von leisen Gesprächen unterbrochen. Nur die Barbies blieben unter sich. Sie hatten kein Interesse an den Soldaten und Action-Helden aus dem Jungenzimmer. Außerdem hatten sie ihre Freundinnen und Partner eh bei sich. Wieso sollten sie sich dann mit den anderen abgeben? Denen, die weniger perfekt geformt waren? Nicht, dass das noch ansteckend war …
 
Eigentlich wollten sie gerade losziehen, in Richtung Waschküche, da hörten sie ein dumpfes Geräusch aus dem Jungenzimmer, eine Art Schubbern oder Schleifen. „Nicht schon wieder“, brummte der blaue Teddy und schob sich zurück in den Raum, eine Menge anderer hinter sich, da auch sie wissen wollten, was geschah.
 
Der Ausgangspunkt war ein etwa 80 Zentimeter großer Berg Plüsch, der sich erst bei genauerer Betrachtung im Mondlicht als Rottweiler entpuppte. „Hector, hör auf damit. Du weckst noch den Jungen auf“, ermahnte der blaue Teddy den Hund ein wenig ärgerlich, doch dieser hielt dem starren Blick seines Anführers stand. „Ich will aber auch mit“, erwiderte er in einem Ton, der an ein Kind erinnerte, dessen Mutter gerade gesagt hatte, es dürfe keine Schokolade aus dem Supermarkt haben – das diese aber dennoch wollte. Zu lange in einem Kinderzimmer zu leben, steckte leider manchmal an. „Immer geht ihr raus, und ich muss hierbleiben. Ich will auch Spaß haben.“
„Aber du kannst nun einmal nicht laufen“, meinte der Teddy genervt. Und tatsächlich, Hector war eines dieser Plüschtiere, die das Pech hatten, in einer sitzenden Position festgenäht zu sein.
„Ich habe es aber einfach nur noch satt, alleine hier zurückzubleiben und mich zu langweilen. Das ist doch doof.“
„Abeer du biest doch gar nischt allein“, ließ sich nun eine Stimme aus der Luft vernehmen. Eine Möwe aus Holz hing über dem Kopf des Rottweilers und flatterte mit den Flügeln. An ihrem Bauch hing ein Faden, mit dem der Junge ebenfalls für Flatterbewegungen sorgen konnte, wenn er das wollte.
 
„Genau, Jacques bleibt doch ebenfalls hier. Dann hast du Gesellschaft“, griff der blaue Teddy den Punkt auf und hoffte, dass das ausreichte, um wieder eine Nacht lang eine Katastrophe abzuwenden, aber weit gefehlt.
„Gesellschaft? Von dem blöden Franzosen da oben? Der rieselt mich immer wieder mit Staub voll, das zeigt doch schon, was für ein liebenswürdiger Bursche er ist“, grollte Hector und versuchte, seinen Kopf gen Himmel zu heben. Als Antwort flatterte Jacques erneut und eine große Staubflocke landete auf der Nase des Hundes. „Siehst du? Siehst du, was das für einer ist? Mit dem könnt ihr mich noch nicht alleine lassen.“
 
Ein Kopf streckte sich durch den Türspalt herein, und eine samtige Stimme mischte sich ein. „Freunde, nicht streiten. Wir sind doch alle eins. Wir sind Spielzeug. Macht Liebe, nicht Krieg, Brüder.“ Alle Köpfe, die sich drehen konnten, blickten auf den Ursprung. Ein pinker Plüschkörper mit Pferdekopf und einem leuchtenden Glitzerhorn. Entsprechend waren auch die Blicke, die ihm galten. Man konnte sehen, dass keiner es wirklich für voll nahm. Sie alle dachten nur eins: ‚Es ist pink. Es glitzert. Und es LEUCHTET IM DUNKELN.‘ Das war ungefähr so schlimm, wie in der dreizehnten Klasse als Schülerin in der Sportumkleide mit Hello Kitty-Unterwäsche gesehen zu werden: Ein gesellschaftliches Todesurteil.
 
Entsprechend reagierten auch Jacques und Hector. Beide fletschten die nicht vorhandenen Zähne – beziehungsweise den Schnabel – und knurrten: „Halt’s Maul, Pinkie, und lass die Erwachsenen reden.“ Mal mit, mal ohne Akzent. Aber dennoch hatte der Einsatz des Einhorns seinen Dienst getan, denn sofort finden Möwe und Hund an, über das arme Tier herzuziehen, und waren plötzlich in ihrer Abneigung vereint – was die anderen nutzen, um sich leise davon zu machen, damit Hector nicht doch noch auf die Idee kam, mitzuwollen.

2
Eigene Schriftstücke / Dämonenherz
« am: So, 10. Juni 2012, 22:04 »
Das war dann doch etwas zu lang für den Gedichte-Thread, fand ich. Ich warne vor: Kitschig-klebrig-bähig....bäh. Finde ich selbst jedenfalls irgendwie.

Dämonenherz - Rohfassung

Maja musste zugeben, dass es ein Fehler gewesen war, zur Vorlesung zu gehen. Es war die letzte Veranstaltung vor der Klausur und die Wiederholung des Stoffes langweilte sie einfach nur noch. Was nützte es ihr denn, wieder einmal vom Aufbau des Auges zu hören? Den hatte sie schon in der Unterstufe gehabt, dann im Bio-Abitur und jetzt auch noch im Studium?
 
Wenn die junge Studentin ehrlich war, ging sie eh nur zur Vorlesung, und besonders heute, weil der Hiwi, der immer da saß und dem Prof half, schon irgendwie hübsch war. Naja, nicht nur hübsch, dieser Mann war ein Traum. Zumindest für sie, ihre Kommilitoninnen fanden Luca eher langweilig, spießig und zu verklemmt. Maja fand das gerade niedlich. Außerdem faszinierte doch gerade das besonders. Stille Wasser waren doch angeblich tief und Luca war still. Sie wollte ergründen, was unter der so glatten Oberfläche alles schlummerte. Nur hatte sie leider nicht die geringste Ahnung, wie sie das anstellen sollte. Sie war selber viel zu schüchtern und hatte leider auch eher das Gefühl, dass Luca sie nicht mochte.
 
Entsprechend ging sie mit, als sich zwei ihrer Freundinnen aus der Vorlesung schlichen. Der Professor musste das eh jedes Mal aushalten, dass die Hälfte ging, sobald die Anwesenheitsliste rum war, dann konnte sie sich dieses eine Mal auch verdrücken, oder? Draußen kamen Maja aber Zweifel. Das war das letzte Mal, dass sie Luca in diesem Semester sah. Wollte sie da wirklich früher gehen? Also verabschiedete sie sich von ihren Freundinnen und war gerade wieder auf dem Weg ins Vorlesungsgebäude, da kam ihr Luca entgegen. Mit einem Säugling im Arm. Das bedeutete das Ende, zumindest für Maja. Damit war zwar bewiesen, dass er scheinbar doch an so etwas wie Frauen - oder einer Familiengründung mit einem männlichen Parter - interessiert war, zumindest in ihren Augen, aber auch, dass er wohl keinerlei Interesse an ihr haben dürfte. Immerhin schien er schon jemanden zu haben, und mit diesem Jemand auch noch ein Kind. Eine Welt brach für sie zusammen und sie wollte nur noch nach hause. Nur leider lief ausgerechnet Luca in die selbe Richtung, ein Stück vor ihr.
 
Eigentlich war Maja immer ein recht schneller Läufer. Sie hasste es, wenn sie ihre Schrittlänge in vollen Läden und Fußgängerzonen etwas zurücknehmen musste, doch gerade ließ sie sich extra weit zurückfallen. Sie wollte nicht, dass Luca glaubte, sie würde ihn verfolgen. Gerade wollte sie nur noch nach hause, sich ins Bett kuscheln, weinen und vielleicht ihre beste Freundin anrufen. Oder sich in Selbstmitleid suhlen - eine Idee, die sie von den Gilmore Girls übernommen hatte. Einfach mit Schokoladeneis und Süßigkeiten aufs Sofa, einen traurigen Liebesfilm einschmeißen und sich dann ausheulen.
 
Sie versuchte, nicht mehr auf Luca zu achten, auch wenn sein Rücken auch alles andere als eine schlechte Aussicht war. Gerade konnte er sie einfach nicht mehr so bezaubern, oder vielmehr tat es zu sehr weh, sich wieder vor Augen zu führen, wie gern sie ihn doch ansah und wie gut er aussah, ohne dass er sich dafür wirklich Mühe zu geben schien.
Aber als er plötzlich einen Regenschirm aufspannte und in die Lüfte flog, konnte sie nicht anders, als hinzuschauen. Das war doch jetzt nur eine Halluzination, oder? War hier irgendwo ein Gasleck? Aber mitten auf der Straße? Oder kam gleich ein Guido Sonstewie, ein Frank wer auch immer, oder Paola und wie auch immer ihr Knispel hieß, aus dem Gebüsch und fragte, ob sie Spaß verstand?
 
Und dann prallte der fliegende Luca auch noch irgendwo gegen und fiel wie ein Stein zu Boden. Diese Art von Spaß verstand sie jedenfalls nicht! Mit einem spitzen Schrei lief Maja zu der Absturzstelle, mitten auf der Straße, wo sie aber nur noch Kleidung fand. Genauer gesagt die Kleidung, die Luca eben gerade noch angehabt hatte, aber kein Zeichen vom Hiwi, kein Zeichen vom Baby, nur Kleidung. „Luca?“, fragte sie leise und spürte, wie die Tränen in ihre Augen traten. Wo war er nur? Lebte er? Was war denn nur geschehen? Wenn nun einer der Knallköpfe der ARD aus dem Gebüsch gesprungen wäre, er hätte den Abend mit Sicherheit in der Notaufnahme verbringen müssen.
 
Kaum waren ihre Augen nicht mehr von Tränen verschleiert, waren vor ihr keine Kleidungsstücke mehr, sondern ein Mann, etwa Mitte 40, der ziemlich fertig aussah. Panisch blickte der Mann sich um und lief im nächsten Moment schon los, auf ein Haus zu, dessen Terassentür offen war. Ohne zu wissen warum, lief Maja hinterher. Dieser Mann musste wissen, was mit Luca geschehen war, oder? Doch im Haus war nicht mehr der Mann sondern Luca selbst und blickte sich um. Schließlich ging er an einen Schrank, räumte ihn aus und verkroch sich darin. Er hatte Glück, dass hier jemand scheinbar gerade erst eingezogen war, oder kurz vor dem Auszug stand, denn viel musste er nicht zur Seite schaffen, um sich in den Schrank kauern zu können. Maja überlegte gerade noch, ob sie auf sich aufmerksam machen sollte, da hörte sie auch schon die Hausbesitzer kommen.
 
Schnell verkroch sich die Studentin hinters Sofa und betete, dass sie schnell gingen, doch leider setzte sich ein Paar, etwa in der Mitte ihres Lebens, hin und besprach irgendetwas, was die Studentin nicht unbedingt einordnen konnte. Es interessierte sie auch nicht unbedingt. Sie wollte doch nur wissen, was mit Luca war, und ob sie eingeschlafen war und geträumt hatte. Das konnte alles gerade nicht wahr sein. Und leider hatten sie auch noch die Terassentür geschlossen, so dass sie sich nicht einmal mehr so leicht herausschleichen konnten.
 
Plötzlich ging das Licht aus. Es wurde kalt und sie konnte regelrecht fühlen, wie jeder im Raum nervös wurde. Sie hätte schwören können, dass selbst Luca im Schrank das mitbekommen hatte und resigniert geseufzt hatte. Draußen wurde es auch düster, aber deshalb, weil sich etwas um das Haus zu legen schien. Eine grünliche Wolke schien das Gebäude wie ein Ring zu umgeben. Ein Ring, der mehr und mehr zu einer Kuppel wurde, denn bald konnte man auch den Himmel nicht mehr sehen und leider sah im grünen, schwachen Licht, das noch durchs Fenster hinein fiel, alles unheimlich aus.
 
„Was zum..“, hörte Maja die Hausbesitzerin anfangen, da öffnete sich die Schranktür. „Es tut mir so leid, dass ich Sie jetzt da mit reinziehe“, murmelte Luca und rieb sich den Nacken. „Das da draußen ist hinter mir her. Aber es würde mich töten. Ich will doch nicht sterben.“ Nun kam auch Maja hinter dem Sofa hervor. Es tat ihr unglaublich leid, dass sie die Hausbesitzer so überfielen, aber scheinbar ging es nicht anders. Nun weiteten sich Lucas Augen. „Maja? Oh nein, warum bist du mir hinterher gekommen? Wenn ich irgendwen in Sicherheit wissen wollen würde, dann dich. Ich hatte so gehofft, dass du mir nicht folgst, wenn nicht erkennbar ist, dass ich es bin, der flieht.“ Er ließ den Kopf hängen und sich selbst auf das Sofa fallen, ohne dass die perplexen Besitzer irgendwie widersprachen. Hätte Maja vermutlich auch nicht gekonnt. Da kam man nichts ahnend in ein Zimmer, da wurde alles grün und zwei Leute, Mitte 20, sprangen plötzlich irgendwo hervor. Wenn das keine Reizüberflutung war, was dann?
 
„Erklär mir doch bitte erst einmal, was hier los ist. Erst fliegst du, dann fällst du, dann bist du nicht mehr da, dann doch wieder. Und wieso ist jemand hinter dir her?“, fragte Maja mit eindringlichem, aber auch ziemlich verängstigtem Ton in der Stimme.
„Keine Zeit“, war die erste Antwort, die sie bekam, doch sie packte Lucas Schultern und schüttelte ihn durch. Angst machte sie meist aggressiv und das bekam der arme Kerl jetzt wohl zu spüren.
„Hey, falls das Ding jetzt auch noch hinter mir her ist, weil ich gerade scheinbar zu dir gehöre, möchte ich auch gerne wissen, warum ich sterbe!“
 
„Hör zu, meine Mutter … Sie war nicht menschlich. Mein Vater war ein Mensch, meine Mutter eine Dämonin.“
„Bitte was?!“, unterbrach Maja ihn. „So etwas gibt es doch gar nicht.“
Luca blickte sie kurz an, als hätte er ein kleines Kind vor sich und meinte dann: „Natürlich gibt es sowas, was meinst du, woher ich mich so verändern kann? Ich habe magische Fähigkeiten. Von meiner Mutter geerbt. Und deshalb ist das Ding da draußen hinter mir her. Das ist ein Dämonenjäger. Ich hatte gehofft, ich wäre hier sicher. Ich hab gedacht, wenn ich unter Menschen lebe, nicht mehr bei meiner Mutter, dann wäre ich sicher. Ich wollte doch nur ein normales Leben führen, aber er hat mich wohl gefunden. Und dann hab ich gehofft, entkommen zu können. Daher vorhin die ganze Maskerade. Der Säugling war übrigens nicht echt. Ich meine, … Du hast ihn so angestarrt, vorhin. Kein Kind, erst recht nicht meins. Reine Tarnung. Nur … das war ein Teil von mir. Ein Teil, der schon dem Jäger in die Fänge geriet. Daher bin ich etwas ...geschwächt.“
 
Nun musste die Studentin erst einmal ihre Gedanken ordnen. Sie hatte sich der Naturwissenschaft verschrieben, weil sie nicht an so etwas wie Magie geglaubt hatte, und ganz plötzlich hatte sie angeblich einen Dämon kennen gelernt? „Okay, also das da draußen ist ein Dämonenjäger?“
„Ja.“
„Das da draußen gehört also zu den Guten?“
„Im Prinzip, ja.“
„Und du zu den Bösen?“
„Nein! Meine Mutter war die Dämonin, ich möchte doch nur ein Leben als Mensch führen. Was ist denn daran so schlimm? Ich kann doch nichts dafür, wer mir seine Gene gab, oder?“
„Also will dich das Ding da nur töten, weil deine Mutter böse war? Du hast nichts gemacht?“
„Nein. Ich hab selbst meine Magie nur für die Flucht angewandt. Aber jetzt hab ich mir wohl ein Eigentor geschossen. Jetzt hat er mich in die Ecke gedrängt. Ich habe keine Fluchtmöglichkeit mehr.“
 
Jetzt erst schaltete sich die Hausbesitzerin ein. Sie schien nicht einmal erbost zu sein, in eine solche Lage gekommen zu sein, sondern eher berührt von seinem Schicksal. „Gibt es denn keine Möglichkeit mehr? Gibt es nichts, womit man ihn besiegen könnte?“
Luca gab zunächst keine Antwort, sondern verwandelte sich in ein Buch. „Ich komme selber nicht da ran“, sagte das Buch. „Es müsste Seite 200 sein.“
„Und du hast kein Problem damit, wenn ich ...in dir blätter?“, fragte Maja etwas eingeschüchtert und suchte dann die entsprechende Seite - die nicht existierte. „Seite 200 gibt es nicht.“
„Mist, dann war die im Teil, den er vorhin erwischt hat. Dann gibt es wirklich keine Hoffnung mehr. Falls es dich tröstet, ich mag deine Finger.“
Maja versuchte, nicht daran zu denken, welchen Teil von ihm sie wohl gerade berührt hatte. Das war weder der Ort noch die Zeit dafür. Statt dessen ließ sie ihn nur los und setzte sich jetzt ebenfalls aufs Sofa. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und schluchzte. „Ich will aber nicht, dass er mir den Mann nimmt, den ich l...“
 
Luca, mittlerweile wieder ein Mann, starrte nur wortlos, aber die Frau, die neben ihnen auf dem Sofa saß, stand auf, öffnete die Tür und ging nach draußen.
„Nicht!“, schrie ihr Mann noch, aber sie hörte nicht. Und er fiel ihr gleich um den Hals, als sie lebend wieder rein kam. Sie war nur vollkommen verdattert und bekam kein Wort raus. Scheinbar war sie nicht einmal verletzt. Nur ihre eben noch ach so perfekt liegende Frisur war etwas zerzaust. Wimmernd kuschelte sie sich an ihren Mann, konnte aber immer noch nicht sagen, was sie gesehen, gehört oder gespürt hatte.
 
Maja griff nach ihrem Smartphone.
„Was hast du vor?“, fragte Luca und blickte sie erstaunt an.
„Na, schauen, ob man von irgendwo Hilfe bekommen kann, was sonst?“
„Was denn für Hilfe?“
Nun war es an Maja, ihn anzuschauen, als wäre er das kleine Kind, das unglaublich dumme Fragen stellte. „Was weiß ich. Hexen? Die Ghostbusters? Irgendwas wird es schon geben.“
Luca seufzte leise und sagte dann langsam, jeden einzelnen Laut regelrecht zerkauend: „Wenn der Jäger da draußen zu den Guten gehört, was meinst du dann wohl, was uns im Kampf dagegen helfen würde? Du willst nicht wirklich Dämonen oder sonst irgendwas Bösartiges aus der Unterwelt herholen, oder?“
Nun fühlte sich Maja dumm. An so etwas hatte sie natürlich nicht gedacht. Mist. „Also gibt es gar keine Hoffnung mehr. Wirklich nicht.“
 
„Für mich nicht, aber für euch. Es reicht“, murmelte Luca und stand auf. „Ich kann nicht zulassen, dass ihr meinetwegen verletzt werdet. Das geht einfach nicht.“ Er zog Maja kurz an sich heran und küsste sie sanft. „Ich wünschte, wir hätten uns anders besser kennen gelernt. Leb wohl. Versprich mir, dass du dich als nächstes in einen von den Guten verliebst, ja? Einen, der dich glücklich macht. Nicht, dass es mich etwas angehen würde, aber ich will nicht, dass du jetzt wegen einem 'Bösen' fast stirbst, und den selben Fehler noch einmal machst.“ Damit war er auch schon an der Terassentür, öffnete sie, atmete kurz tief durch und ging dann auf die seltsame Wolke zu, die sich ums Haus gelegt hatte und mittlerweile mit vielen dutzend Armen, die aussahen, wie kleine, grüne Windhosen, nach dem Haus griff.
 
Man sah, wie die Wolke Luca umschloss, wie eine schnell wachsende Schlingpflanze, bis man nur schemenhaft erkennen konnte, dass da überhaupt ein menschlicher Körper drin war. Wenn man ihn menschlich nennen konnte. Es gab grüne Blitze, Donner und dann löste sich die Wolke auf, während der Körper zu Boden sackte.
Langsam trat nun auch Maja nach draußen und kniete sich neben den Körper ihres Liebsten. Sie fühlte nach seinem Puls, fand aber nichts. Dieser Mann war tot.
 
Zumindest für einige Sekunden, dann hörte sie ihn schnell Luft einsaugen und Luca schlug die Augen auf. „Was ist geschehen?“
„Naja, ich würde sagen, du warst kurz tot. Aber wieso lebst du wieder?“
Luca rieb sich die Stirn und sah einen Moment lang angestrengt aus. Dann weiteten sich. „Weil ich nur noch Mensch bin? Wie ist das möglich? Ich ...ich lebe.“
 
Er setzte sich auf und zog Maja an sich heran, hatte aber noch nicht die Kraft zu sitzen und sackte wieder nach unten, sie mitziehend. „So. Magst du das Wort von vorhin nicht beenden? Was tust du mich? L...?“ Er wirkte zwar müde und entkräftet, grinste sie aber breit an und hielt sie im Arm.
Maja kicherte leicht und lief rot an. „Man ey, ich liebe dich. Na und? Mach keine große Sache daraus. Was meinst du denn, warum ich in die Vorlesung gehe? Wegen des Stoffes? Den kann man sich auch zuhause aneignen. Aber ist doch gerade egal, oder? Wichtig bist jetzt du. Du Mensch, du.“
„Lass das nicht den Prof hören“, murmelte Luca schwach und schloss einen Moment die Augen. „Okay, ich würde ja gerne aufstehen, aber …“
„Du wirst jetzt erstmal von einem Arzt durchgecheckt. Ich meine, du warst tot. Das geht nicht spurlos an einem vorüber, oder?“
 
Scheinbar doch so ziemlich, denn im Krankenhaus, wo das nette Paar sie hingefahren hatte, sagte man nur etwas von Kreislaufversagen, weil er, wie es aussah, heute noch nichts gegessen hatte und nicht gerade zu den Menschen gehörte, die viel Energiereserven mit sich herumtrugen. Der Arzt entließ ihn nach einer kurzen Untersuchung wieder und gab ihm nur den Rat, gefälligst vernünftig zu essen. Dass Luca zwischenzeitlich nicht mehr so wirklich lebendig gewesen war, hatten sie ihm doch lieber verschwiegen. Wenn die Lösung so einfach war, warum daraus noch ein Riesenproblem machen? Angeblich war der Hiwi ja gesund.
 
„So. Wollen wir nach hause? Oder darf ich dich auf den Schreck auf einen Kaffee einladen? Auf mein neues Leben? Darauf, dass ich jetzt wirklich leben kann, ohne Angst zu haben, dass ich einem Jäger in die Arme laufe?“, fragte Luca, der mittlerweile wieder stehen konnte, und selbst beim Laufen nur noch leicht schwankte, als sie am Eingang des Krankenhauses ankamen.
 
Maja nahm an, allerdings wurde daraus schon im Laufe des Weges zum Parkplatz eine Essenseinladung für alle, die gerade die Angst ertragen mussten, jeden Moment sterben zu können. Und der Anfang eines Lebens ohne Magie. Schade eigentlich.

3
Tommy Krappweis - Mara und der Feuerbringer 3 - Götterdämmerung

Daten: 360 Seiten - 342 davon Roman, dazu wissenschaftlicher Anhang; Hardcover; Schneider Buch Verlag; 2011; 12,99€; ISBN: 978-3-505-12648-2 

Rückentext:
Zitat
Maras Welt ist in großer Gefahr. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Feuerbringer zurückkehren und alles um sie herum auslöschen wird. Mara muss unbedingt herausfinden, wer ihr geheimnisvoller Auftraggeber ist! Ihr bleibt nicht mehr viel Zeit. Und plötzlich überstürzen sich die Ereignisse: Eine spannende Verfolgungsjagd durch die Götterwelt beginnt. Kann Mara das große Unheil aufhalten und ihre Welt retten?

Leseprobe

Bewertung:5/5 und mehr

Rezension:
Wo fängt man denn am besten an? Achja, vielleicht bei einem kurzen Inhaltsabriss. Nachdem Mara den Feuerbringer die letzten beiden Male nur schwächen, keineswegs aber besieegen konnte, muss man wieder in den Kampf ziehen - und dafür erst einmal aus dem Nichts raus, zu dem die Umgebung von Detmold wurde, nachdem Mara aus Versehen dort so ziemlich alles zerstört hatte. (Nebenbei schade um die Stadt, mag sie ganz gern und auch einige Leute dort. Aber ist ja zum Glück alles nur 'ein Märchen'.) Zusammen mit der Exfrau von Professor Weissinger - die sich partout nicht abschüttelt lässt - und einem durch Zufall dazugestoßenen römisch erzogenen Germanen, geht es zurück nach München, und auf in den Kampf gegen Feuerbringer, Seminarleiter und Eichhörnchen.

Dabei geht natürlich das meiste glatt schief. Klar, wie sollte es auch anders sein? Immerhin hat Mara ja noch nicht ganz so viel Erfahrung mit ihrem 'Job' als Weltenretterin, und sie ist gerade mal 14. Außerdem wäre das Buch nach wenigen Seiten zuende, wenn mal alles glatt laufen würde, wäre doch langweilig.

Mehr kann ich nicht so detailiert verraten, aber das Ende wird ein Feuerwerk - teils im wahrsten Sinne. Es kommen ein paar Dinge raus, die man so nie im Leben erwartet hätte.

Jetzt zu meiner Meinung. Naja, die 5 Sterne sieht man ja schon, aber ich fand das Buch eben auch einfach wieder nur genial. Ich wollte es in 24 Stunden durchkriegen ... und in weniger als 8 war ich fertig. Die ersten hundert Seiten ging es langsam voran - vermutlich, weil man ständig Pause machen musste, um sich von den einzelnen Lachkrämpfen zu erholen, dann gewann nach und nach mehr die Spannung und ich hab schon regelrecht frenetisch gelesen. Man konnte sich einfach nicht mehr stoppen und WOLLTE wissen, wie es ausgeht. Also fesseln tut das Buch in jedem Fall und diesmal hat es noch einen düstereren Unterton als die letzten beiden Bände, die emotional eher nur in Richtung Lachen ausschlugen. Beim dritten Band musste ich an 2 Stellen wirklich mit den Tränen kämpfen, es tat teilweise richtig weh, zu lesen, aber man konnte auch nicht aufhören. Und ein Buch muss auch weh tun, wenn es traurige Stellen hat. Das beweist, dass es nicht oberflächlich und schal ist, sondern einen auch emotional ergreifen kann. Wie bei einem guten Liebesfilm, da muss man manchmal eben auch weinen - oder ist zumindest kurz davor.

Am Ende ist man aber wieder besänftigt, auch wenn ein leicht flaues Gefühl im Magen zurück bleibt, was aber auch nichts schlimmes ist. Es ist halt abgeschlossen, aber irgendwie auch nicht. Die Möglichkeit für eine Fortsetzung ist irgendwie noch gegeben, oder zumindest kann der Leser die Geschichte noch weiter lesen. Es ist halt kein 'Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende', sondern nur ein 'Ab nach hause, und alles was danach kommt, ist der Fantasie der Leser überlassen'.

Jedenfalls kann ich das Buch nur empfehlen, bzw. tu es schon und werde es weiter tun. Aber bitte nicht bei zu jungen Kindern. Wenn Ihr Kind reif genug ist, Harry Potter zu lesen, ist es hierfür auch reif genug, aber wenn Sie ihr Kind noch nicht einmal Bambi oder den König der Löwen schauen lassen, warten Sie besser noch ein paar Jahre. Hier wird eben auch gezeigt, dass das Leben nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen ist, sondern auch traurige Seiten hat.
Für alle, die kein kleines, emotional leicht zerbrechliches Kind mehr sind: LESEN. Ist toll!

4
Tafelrunde / Die Meinung des 'Stern' über Mittelalterfans
« am: Mo, 19. September 2011, 19:20 »
Hallo liebe Leutz,

einige haben es vielleicht mitbekommen, aber der Stern hat in seiner Rezension zur neuen SaMo-CD so ziemlich die ganze Szene beleidigt. Den genauen Text lesen die Jungs hier vor: http://www.youtube.com/watch?v=WQ73WUSR1xM . Und nein, sie haben nichts verändert, habe den Text auch gelesen.
Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber da ich mich persönlich beleidigt gefühlt habe, hab ich gleich mal eine nette Mail an den Stern geschickt.

5
Eigene Schriftstücke / Für Bardemeister und Traumtaenzer:
« am: Fr, 19. August 2011, 20:54 »
Verbrannt

Sturmgezerrte Birkenbäume
stellen sich dem rauhen Wind
und knarren voller Träume.

Hufgetrappel hier und da
durch den nächtgen Wald geschallt,
den kaum ein Aug zuvor je sah.

Waldeswesen schlafen leise,
hören nichts von der Gefahr,
dem Feuer auf der tötlich' Reise.

Schreie durch die stille Nacht,
im goldroten Schein der Glut,
nun doch alle aufgewacht.

Zu fliehen ist zu spät es schon,
Mensch und Tier vergeh'n,
Fuchs wie Reh, Mutter und Sohn.

Aus schwarzem Dampf kommt rasch,
sich erhebend, steigend,
der Phönix aus der heißen Asch'.

Zu singen von dem Ort,
wo durch Menschen Bosheit
viele Seel'n gestorben dort.

6
Tafelrunde / Normaler Spam?
« am: Mo, 10. Januar 2011, 18:14 »
Einfach Allerweltsunterhaltungen? Oder lieber nicht?

Ich fang einfach mal an, ihr könnt es ja löschen oder verschieben :)

*nebenbei grübel, ob sie ihre Songs hier verlinken soll, um zerrissen zu werden*

7
Turnierplatz / Was spielen wir?
« am: Sa, 01. Januar 2011, 15:25 »
Na gut, wo sich sonst keiner traut, fang ich damit mal an.

Ich bin vor allem im Foren-RPG anzutreffen. Wenn gewünscht ist, erstelle ich dazu nochmal einen Linkthread. Larp mache ich nur aus Geldgründen nicht. Wobei ich wenn nur Hofhaltung spielen würde. Nach einem Wochenende zelten und Lehmschlacht hat mein Rücken mir Prügel angedroht, wenn ich sowas noch einmal versuche. Aber irgendwann an den ollen Orks rächen, hätte schon was. Blöde Orks.

Joa, was gibt's denn noch? Online-RPG mache ich eigentlich eher nicht. Und wenn, dann nur Sacred Online, aber von der 3D-Grafik wird mir schlecht. Wobei ... irgendwas hatte ich neulich noch. Irgendein RPG im Comicstil, was man total gut spielen konnte. Weiß nur nicht mehr, welches. Mist.

Und ihr?

8
Rezensionen / Tommy Krappweis - Mara und der Feuerbringer
« am: Di, 28. Dezember 2010, 20:09 »
Tommy Krappweis - Mara und der Feuerbringer

Daten: 311 Seiten Roman plus wissenschaftlicher Anhang, Hard-Cover, Schneider Verlag, 2009, 12,95€

Rückentext:
Zitat
Die 14-jährige Mara wäre am liebsten ein ganz normales Mädchen. Ohne diese Tagträume, über die sich ihre Schulkameraden immer wieder lustig machen! Doch da passiert etwas Unglaubliches: Mara erfährt, dass ausgerechnet sie die letzte Spákona ist, eine Seherin. Nur mit Hilfe ihrer besonderen Gabe kann sie verhindern, dass sich der Halbgott und Dämon Loki von seinen Fesseln befreit und zu einer Gefahr wird. Maras Welt gerät aus den Fugen: Wird sie es schaffen, sich dieser großen Aufgabe zu stellen?


Bewertung: 5/5 ( oder eher 10/5 XD )

Rezension:

Wie manch einer ja schon weiß, hat unser allseits geliebtes Duivelspack - jaaaa, gut, immerhin von mir geliebt, besser? - zusammen mit ein paar anderen den Erfinder von Bernd dem Brot zu einer Romantrilogie inspiriert. Gut, bisher sind erst zwei Teile draußen, aber man braucht ja auch noch was, worauf man sich freuen kann, oder? Jedenfalls kam ich eigentlich dazu, indem das Duivelspack gesagt hat 'Schaut mal, ein Trailer, unsere Musik ( http://www.youtube.com/watch?v=irLzStQF6i0 ), und wenn sich 250.000 Bücher verkaufen, wird es einen Film geben, den wir vertonen dürfen'.
Dachte sich das kleine Taaya 'Okay, selbst wenn das Buch schrott ist, ich will unbedingt einen Film mit Duivelspackmusik', ging zu einem bestimmten, großen Online-Laden und kaufte sich das. Und obwohl ich sehr viel in der Uni zu tun hatte, hatte ich zwei Wochen später auch Band 2 durch und Band 1 ein zweites Mal gekauft, um es meiner Schwester zu schenken. Tja, shit happens. Aber damit mussten alle anderen eben nur nich 249.997 Bücher kaufen. Hat auch was für sich.

Jedenfalls ist Mara und der Feuerbringer ein Jugend-Fantasyroman, basierend auf nordisch-germanischer Mythologie, aber Achtung, wie Mara selber so schön sagt: Nur, weil die Professoren noch keinen Beweis für etwas gefunden haben, heißt es nicht, dass es nicht existiert haben kann, sprich: Es hält sich jetzt nicht unbedingt genau an den Mythen fest, sondern mischt da schon etwas rum. Ist ja auch kein Historienroman, sondern Fantasy.

Mara, ein verträumter Teenager unserer heutigen Zeit, lebend in München, hat plötzlich Visionen. Außerdem spricht plötzlich ein Zweig mit ihr, was sie vorher nur für ausgekochten Blödsinn ihrer Möchtegern-Hexen-Mum gehalten hat. Und ausgerechnet dieser Zweig sagt ihr, sie möge doch bitte den Halbgott Loki davon abhalten, sich zu befreien, achja, und nebenbei das Ende der Welt verhindern. Dabei weiß Mara noch nicht einmal, wer dieser Loki denn bitte sein soll - und ihre Visionen ärgern sie auch ständig - ist ja üüüüberhaupt nicht peinlich, einfach mal in der Öffentlichkeit umzukippen, nur, weil man plötzlich wieder etwas sieht, was andere nicht sehen können.  Da muss Hilfe her. Und zum Glück lebt tatsächlich noch einer der Leute, die sich mit der Mythologie professionell beschäftigt haben. Also nichts wie zur Uni, um den Professor, einen ziemlich unordentlichen, anfangs etwas rechthaberischen Mann auszufragen, ohne sich zu verraten.

So brechen Mara und der Professor ziemlich bald in ein doch etwas größeres Abenteuer auf, das sich aber irgendwie nicht ganz so entwickelt wie gedacht - und warum muss ausgerechnet Wagner, dieser Operntyp, der doch keine Ahnung hat, mitmischen?

( Zusammenfassung von mir, bessere gibt es bei besagtem Buchladen ;) . )

Ich jedenfalls fand das Buch unglaublich witzig, aber auch spannend. Und Band 2 wurde sogar noch besser. Einziger Nachteil, rein privater Natur: Der olle Tommy hat es geschafft, dass ich den erfundenen Prof haben will. Aber das hat immerhin zu sehr interessanten Gesprächen mit ihm via Facebook geführt ( der Mann ist echt lieb und scheinbar für jeden Blödsinn zu haben, tut aber für's Buch nix zur Sache ). Fazit jedenfalls: Sehr zu empfehlen, wenn man die Mythen nicht zu ernst und verbissen nimmt, und wenn man noch genug Kindlichkeit bewahrt hat, sich auch in eine 14-jährige reinzudenken.

9
Aussichtsturm / MPS Bückeburg 2011 ( 16./17. + 23./24. 7 )
« am: Di, 28. Dezember 2010, 14:28 »
Wie seit Jahren gibt es auch 2011 Mittelaltermarkt in Bückeburg.

Ich fass mal eben zusammen:
1. Wochenende:
Saltatio Mortis
Rapalje
Faun
Feuerschwanz
Metusa
Das Niveau
Saor Patrol
und Sonntag noch Schelmish

2. Wochenende:
Saltatio Mortis
Rapalje
Vermaledeyt
Duivelspack
Das Niveau
Hosoo & Transmongolia
Irrlichter
Saor Patrol
und Sonnntag noch Schelmish


Ich sag gleich schon mal, sofern ich keine Klausur habe, bin ich das zweite Wochenende immer pilgernd zwischen Lichtern und Duiveln anzutreffen =D
   

10
 Kapitel 1

Sam seufzte kurz und trat langsam, und zugegebenermaßen etwas missmutig, in das graue Gebäude ein, das so gar nicht vielversprechend aussah. Das hier sollte eine Grundschule sein, mit lachenden, tobenden und vor allem fröhlichen Kindern? Von außen erkannte man nicht wirklich viel Fröhlichkeit. Für sich selbst und die Kids hoffte Sam, die eigentlich Samantha hieß, dass es im Gebäude selbst besser aussah.

Sie kam ja eigentlich sowieso nicht mit Kindern zurecht, erst recht nicht mit denen im Grundschulalter, aber sie hatte sich freiwillig gemeldet, heute beim Osterbasar der Schule auszuhelfen, als der Elternrat nachfragte, ob man nicht ein paar Gymnasiasten zur Unterstützung anheuern könnte. Von außen sah der Betonkasten ja wirklich nicht nach einem Ort für eine schöne Kindheit aus, aber innen war alles bunt und fröhlich, so dass sie sich etwas entspannte. So schön war ihre eigene Grundschule nicht gewesen - selbst ihr Gymnasium sah dagegen aus, wie Trauer in Backstein gepresst.

Warum sie hier war? Wenn sie ehrlich war, fragte sie sich das auch gerade, aber vermutlich hatte sie in dem Moment einfach einen Koffeinschock gehabt, als sie sich hierfür eingetragen hatte. Und eigentlich wollte sie auch endlich mal von zuhause weg und hatte die erstbeste Chance dafür wahrgenommen. Sie hatte es einfach satt, immer vor dem Fernseher oder Computer zu sitzen, weil die normalen Beschäftigungen der Jugendlichen in ihrem Alter einfach nichts für sie waren. Sie ging nicht gerne in die Disco, sie trank so gut wie nie, und sonst gab es in ihrer Ecke der Welt leider nichts. Außerdem bekam sie dafür zumindest ein paar Euro. Zehn waren nicht viel, aber die Argumente für ihre Anwesenheit waren mehr als die dagegen.

Wenigstens musste sie nichts verkaufen oder ähnliches, sondern saß nur beim 'Hort' für die ganz kleinen Kinder, wo sie nur dafür sorgen musste, dass sich die Zwerge nicht gegenseitig mit Buntstiften erstachen. Außerdem musste sie den Kindern ab und an neues Trinken bringen und hinterher halt etwas aufräumen, aber das war nicht allzu schlimm, solange die Kinder sie nicht nervten, oder ansabberten. Und es war ja auch nur für einen guten Zweck, damit die Eltern ohne schreiende Kleinkinder die Stände der etwas größeren, etwas seltener schreienden Kinder gehen konnten, Geld ausgaben und damit eine Hilfsorganisation unterstützten, die ausgewählt wurde, um die Gewinne zu kriegen.

„Na, auch hier?“, tönte es plötzlich fröhlich hinter ihr, und nachdem sich ihr Herzschlag von dem Schock erholt hatte, sah sich die junge Frau um und blickte in das grinsende Gesicht ihres Lehrers. Nun gut, er war nicht mehr ihr Lehrer, aber er war noch an ihrer Schule. „Herr Pettersen?“, fragte Sam überrascht, lächelte aber zurück. Sie mochte den Mann ganz gerne. Er war jung, dynamisch und hatte immer ein offenes Ohr für seine Schüler und diejenigen, die es mal waren. Ein Traum von einem Lehrer, mit gutem Unterricht und nicht allzu angestaubten Methoden. In der heutigen Zeit war es ja schon ein Wunder, einen Lehrer zu finden, der einen neumodernen Fernseher anstellen konnte, aber dieser Mann nahm sogar gerne Laptops mit in den Unterricht und lockerte seinen Unterricht mit Humor, technischen Spielereien und manchmal auch mit Süßigkeiten auf - wenn er Geburtstag hatte, oder mal eine Art Quiz machte. Die Schüler liebten ihn, denn bei ihm konnten sie lernen und er motivierte sie noch etwas mehr.

Doch manchmal war er eben auch etwas seltsam, etwas verrückt, etwas zu spontan. Und manchmal etwas zu nah an seinen Schülern dran: „Wir kennen uns eine halbe Ewigkeit, also kannst du mich auch gerne Leon nennen.“ Eine von Sams Augenbrauen wanderte in luftige Höhen, als sie ihn etwas erstaunt anschaute. Hatte er das denn gerade ernsthaft gesagt? Sie sollte einen Lehrer beim Vornamen nennen? Aber gut, wenn er das wollte. Es würde zwar eine ziemliche Umstellung sein, aber vermutlich galt das Angebot eh nur außerhalb der Schule und da würden sie sich so gut wie nie sehen, auch wenn das eigentlich sehr bedauerlich war. Sie liebte es ehrlich gesagt, Zeit mit ihm zu verbringen. Dieser Mann hatte eine unglaubliche Ausstrahlung und schaffte es immer, sie mit seiner guten Laune anzustecken, egal wie mies sie drauf war. Und das alles, obwohl er eine regelrecht kindliche Art hatte - zumindest manchmal -, die sie bei anderen Menschen nicht mochte. Er genoss eben sein Leben und sorgte dafür, dass die Leute um ihn herum auch das Leben schätzen lernten.

„Nun gut, Leon, was machen Sie denn hier?“, fragte die junge Blondine schließlich und war stolz darauf, den Namen gleich beim ersten Versuch tatsächlich genutzt zu haben, doch er schüttelte nur grinsend den Kopf und bleckte dabei weitaus mehr Zähne als es für einen Menschen normalerweise möglich war - oder kam es Sam nur so vor? „Nein“, meinte er und musste ein Lachen unterdrücken, wobei sein Ausdruck schon sagte, dass das nichts mit Auslachen zu tun gehabt hätte, denn seine braunen Augen blickten geradezu umsorgend in die ihren, als hätte er fast schon Angst, sie zu überfordern. „Ich meinte, du sollst mich duzen.“

Sam lächelte scheu, schüttelte dann aber bestimmt den Kopf. Wie stellte er sich das denn vor? „Das kann ich doch nicht. Ich meine, dann könnte mir das 'du' auch in der Schule rausrutschen.“ Doch nun schüttelte er wieder den Kopf und seine braunen Haare, die er zu einem angedeuteten Iro gegelt hatte, wackelten irgendwie lustig durch die Gegend. Ob er sie je vernünftig bändigen könnte? „Na und? Ich bin nicht mehr dein Lehrer und werde dich in deinem letzten Jahr auch mit Sicherheit nicht mehr unterrichten, also ist es doch vollkommen egal, ob du mich auch in der Schule duzt, oder? Und wenn ich ganz ehrlich sein soll: Nach all der Zeit, die wir uns kennen, sehe ich dich nicht mehr nur als Schülerin an, sondern als gute Freundin.“

Sam konnte nicht anders. Sie lief knallrot an und blickte zunächst einmal auf den Boden. Das war doch etwas peinlich, wenn man einer Tomate Konkurrenz machen konnte, was die Farbqualität anging. Tja, im Gegensatz zu anderen knallte sie sich eben nicht kiloweise Puder auf die Nase - und bereute das gerade etwas. Relativ leise stammelte sie: „Ich … ich sehe Sie … äh … dich auch … auch als Freund an.“ Dann blickte sie ihn wieder direkt an und wollte eigentlich noch einmal fragen, was er denn hier machte, da stürmten schon die kleinen Kinder in den Raum und an die Buntstifte, die Sam gerade eben noch auf den Tischen verteilt hatte. Damit hatten sie erst einmal keine Möglichkeit mehr, mit einander zu reden, da ständig irgendein Zwerg nach Aufmerksamkeit verlangte.

Trotzdem warf Leon Sam immer wieder belustigte Blicke zu und lächelte sie an. Vor allem, wenn sie gerade wieder einen umgekippten Orangensaft wegwischen oder ein Kind schnell zum Klo bringen mussten. Ohne ihn wäre sie jetzt gerade wohl aufgeschmissen gewesen, denn er kümmerte sich um alle Probleme, während Sam die Kinder nur lobte, was für tolle Bilder sie malten, ihnen neue Getränke brachte, wenn sie danach fragten und ihnen die Stifte brachte, die auf den entsprechenden Tischen gerade noch fehlten. Alles, was weinte, oder tatsächlich versuchte, sein Gegenüber mit Stiften zu pieksen, wurde von Leon getröstet, beziehungsweise aufgehalten und erstaunlich ruhig behandelt. Er kümmerte sich regelrecht rührend um die Kids und sah dabei sogar richtig niedlich aus, mit seinem breiten Lächeln und den strahlenden, braunen Augen. Und scheinbar fanden auch die Kinder ihn einfach wunderbar, denn viele malten ihn und andere wollten unbedingt, dass er ihren Teddybären seine Stimme leihte. Er schien richtig darin aufzugehen - und wäre sicher auch gut als Teddybär geworden, wäre er nicht als Mensch auf die Welt gekommen.

„Scheint dir ja wirklich Spaß zu machen, mit den Kids“, stellte Sam also fest und grinste breit, als Leon auch noch nickte. „Ich mag Kinder eben“, gestand er ihr und kratzte sich dabei aus Verlegenheit leicht den Nacken, was Sam nicht ganz deuten konnte. Warum sollte er sich denn deshalb schämen, warum sollte es ihm peinlich sein? War doch seine Sache.

Sam, jedenfalls, mochte Kinder nicht. Ganz und gar nicht. Außer knusprig gebraten mit Pommes und Ketchup, was natürlich nicht ernst gemeint war.. Aber sie konnte ihm ja schlecht sagen, dass sie Kinder nicht ausstehen konnte, oder? Nicht, dass er sie am Ende deshalb nicht mehr mochte. Normalerweise war es ihr egal, was andere von ihr dachten, aber bei ihm war es ihr sehr wichtig. Bei ihm achtete sie immer sehr darauf, sich weder unbeliebt zu machen, noch irgendwas allzu peinliches zu 'verbrechen'. Und Kinder nicht zu mögen war in manchen Kreisen leider schlimmer, als Diebstahl oder sonstige Kriminalität, warum auch immer. Sie zeigte es Kindern schließlich nicht direkt, dass sie sie nicht mochte, sie wollte nur nicht allzu viel Kontakt mit ihnen.

Aber zum Glück kam sie erstmal nicht dazu, weiter mit ihm zu reden, denn es ging schon weiter mit der Arbeit.

Erst als der Abend sich dem Ende neigte und sie nur noch aufräumen mussten, kamen sie endlich wieder dazu, ein längeres Gespräch zu führen. „Du scheinst ja nicht wirklich mit Kindern klar zukommen, was?“, fragte der Lehrer einfach frei heraus, ohne Vorwarnung, lächelte Sam aber richtig mitleidig an, als wäre das etwas eher etwas bedauerliches. Sie schüttelte einfach nur den Kopf und antwortete: „Nein. Ich kam nie mit Kindern zurecht. Selbst damals nicht, als ich selber noch zu ihnen gehörte. Sie waren mir schon immer zu unreif. Muss man denn wirklich immer Randale machen und sich aufführen, als hätte man keinen gesunden Menschenverstand? Naja, vermutlich haben sie den wirklich noch nicht.“

Er zog eine Augenbraue in die Höhe, die linke, um genau zu sein, was das Auge noch etwas größer aussehen ließ und die Farbe noch besser zur Geltung brachte. Dann fragte er leise und irgendwie kehlig: „Dann willst du wohl auch nie Kinder kriegen, was?“ Es klang, als hätte er einen Kloß im Hals, den er nicht loswurde. So etwas hatte sie bei ihm noch nie gehört.

Sam blickte erstaunt von den missratenen Bildern auf, die sie gerade zusammensuchte, um sie wegzuschmeißen, und schaute genau in seine Augen. Irgendwie verwirrte sie die Frage und vor allem die Ernsthaftigkeit, mit der er fragte. Als würde ihn das irgendwie direkt etwas angehen und als würde sie ihn ohrfeigen, wenn sie sagte, dass sie keine Kinder wollte. Aber ganz sicher war sie sich da auch noch gar nicht. Mit eigenen Kindern war vermutlich alles anders. Da konnte sie auch das in der Erziehung ausbügeln, was andere Eltern ihrer Meinung nach falsch gemacht hatten.

„Naja, murmelte Sam ebenso leise und schaute zu Boden. Warum schämte sie sich gerade? „Irgendwie wäre es ja romantisch, mit dem richtigen Mann eine Familie zu gründen, aber den gibt es für mich ja eh nicht, also ist es sinnlos, sich darüber überhaupt Gedanken zu machen.“ Trotzdem machte sie sich jetzt gerade dann doch Gedanken und fügte deshalb recht bald dazu: „Ich weiß es nicht wirklich. Ich hätte Angst davor, denke ich. Und ich glaube, die ersten paar Jahre wäre ich keine sehr gute Mutter. Ich diskutiere zu gerne, ich komme erst mit Menschen zurecht, wenn sie einen eigenen Kopf aber auch Verstand haben. Also müsste mich der Vater dann immer auf den Boden der Tatsachen zurückholen und mich daran erinnern, dass das kein Erwachsener ist und ich auch nicht so mit dem Kind umgehen sollte, sondern ihm die Kindlichkeit verzeihen sollte und muss. Und er müsste mich stützen, wenn ich den Lärm nicht mehr aushalte, das ewige Windelnwechseln und sonstige Kleinigkeiten, die Kinder eben von Natur aus machen“ Sie spürte regelrecht, wie er sich entspannte, auch wenn er es sich optisch nicht anmerken ließ. Sogar die ganze Stimmung zwischen ihnen lockerte sich wieder und auch Sam wurde wieder ruhiger. Warum schien das nur so wichtig für ihn zu sein? Aber vielleicht wollte er nur, dass sie ein schönes Leben führte, immerhin heizte er sie auch zu Bestleistungen in der Schule an, damit sie einen vernünftigen Job bekam. Er wünschte seinen Schülern eben, das alles perfekt für sie lief - und für ihn schienen zu einem perfekten Leben auch Kinder zu gehören. Oder steckte doch etwas dahinter? Manchmal war Leon wirklich zu seltsam, als dass Sam ihn verstehen könnte.

Daher fragte sie auch gar nicht erst weiter nach, sondern räumte schweigend weiter auf. Die Kleber zurück in den Schrank, die Stifte neu angespitzt in die Stiftebehälter, gleich noch farblich sortiert. Ein blauer Stift aber fehlte noch, wie Leon feststellte. Also mussten sie ihn suchen, sonst war das noch ihre Schuld, wenn er irgendwann im Unterricht gebraucht wurde un nicht da war. Also durchsuchten sie den ganzen Raum, auch die Toiletten, wo er jedoch nicht war, und sie beide fanden ihn. Ohne es vom anderen auch zu merken, knieten sie sich beide je zu einer Seite des Tisches hin, unter dem der Stift lag, und streckten die Hand aus. Während sich Sams Finger um den Stift schlossen, griff Leons Hand aus Versehen nach der Ihren. Seine Fingerkuppen streichelten kurz, als sie sich um den, nicht mehr erreichbaren, Stift schlossen, über ihren Handrücken. Irgendwie schickte das einen Stromstoß direkt in ihr Rückenmark und ein kleiner Schauer lief ihr die Wirbelsäule entlang. „Oh ... sorry“, murmelte Leon, zog seine Hand zurück und lächelte sie unter dem Tisch hindurch fast schon scheu an, während die junge Schülerin rot anlief. „Schon in Ordnung, ist ja nichts passiert.“ Sie rappelten sich beide wieder auf, klopften etwas Staub von ihren Hosen und räumten dann weiter auf. Dann wollte Sam ihre Sachen nehmen und gehen, doch Leons Hand legte sich sanft an ihre Schulter. „Wie kommst du eigentlich nach hause?“, fragte der junge Lehrer neugierig, aber auch fast schon besorgt.

Das war wirklich eine gute Frage, die Sam nicht wirklich beantworten konnte. „Ich gehe zur Haltestelle und hoffe, dass mein nächster Bus nicht erst in zwei Stunden fährt?“, fragte sie in einem Anfall von verzweifeltem Galgenhumor, blickte ihn aber so an, als wäre das das Natürlichste der Welt und nichts, wo man erst nachfragen müsste. Dann lächelte sie aber etwas traurig und zuckte leicht mit den Schultern.. Er kannte ja ihr Busproblem, sie hatte sich oft genug darüber beschwert. Wer vom Dorf kam, hatte zu ihrer Stadt nun einmal die berühmte Karte mit 'A' gezogen. Umso glücklicher war sie, als Leon ihr anbot: „Soll ich dich vielleicht fahren? Nicht, dass du morgen in der Schule einschläfst, weil du noch ewig auf den Bus warten musst.“
 
Nur zu gerne hatte sie sich von ihm nach hause fahren lassen, auch wenn er eigentlich in der gegenüberliegenden Richtung wohnte. Er hatte ihr aber klar gemacht, dass er lieber etwas mehr Benzin verbrauchte, als dass sie es mit betrunkenen Idioten zusammen im Bus fahren musste und vielleicht noch etwas passierte. Sie hatten sogar relativ viel Spaß, sangen bei den Songs im Radio mit und quatschten locker über Gott, die Schule und die Welt. Als er vor ihrem Haus anhielt, blickte Sam ihn lächelnd an, bedankte sich und bekam gar nicht mehr bewusst mit, wie sie sich mehr und mehr annäherten. Sie blickten einander tief in die Augen, seine Hand legte sich an ihre Wange und schließlich waren seine Lippen auf ihren. Dass sie den Kuss auch noch bereitwillig erwiderte und ihre Hände sich an seine Hüften legten, bemerkte sie auch nicht. Ebenso wenig, dass sein zweiter Arm sich um sie legte und sie näher an ihn heran zog. Aber da sie sich nicht wehrte, nahm sie hinterher an, dass es wirklich kein schlechter Kuss war.

Als er sich von ihr löste, nachdem der Kuss gefühlte Stunden gedauert hatte, und ihr säuselnd eine gute Nacht wünschte, schwebte sie also wie in Trance ins Haus und erkannte erst dort, was eben gerade passiert war. Der Absturz folgte aber auf der Stelle.

11
Klangkammer / Duivelspack - Ja, Schatz
« am: Mo, 27. Dezember 2010, 21:46 »
Ende November kam ja nun endlich die Live-CD des Duivelspacks raus und war schon einen Tag später in meinem Briefkasten. Also mache ich hier mal eine Minirezension.
Also: Zunächst einmal ist es ja so, dass das Pack live ja irgendwie doch anders klingt als auf CD, vor allem wegen der Stimmung und weil die Lieder live immer durch mehr 'Mitsingteile' verlängert werden.

Jetzt gibt es das endlich auch auf CD und ich muss sagen, selbst die ruhigen Lieder, wie 'Wo bist du', wo keiner mitgesungen hat, bei der Aufnahme, weil Arnes Stimme einfach zu schön war, live noch besser klingen. Außerdem gibt es drei neue Lieder, die wirklich zu empfehlen sind. Unbedingt kaufen, wenn Geld und Duivelspackgefallen vorhanden sind! Unglaublich lustig, schön und einfach das Beste, was die Jungs bisher gemacht haben.

12
Tafelrunde / Die Filmdiskussionsrunde
« am: Mo, 27. Dezember 2010, 21:36 »
Was neues im Kino gesehen? Worauf freut ihr euch? Welcher Film hat euch neulich im TV begeistert oder total enttäuscht?

Aus gegebenem Anlass - im Chat - fange ich mal mit Fluch der Karibik 4 an, der ja im Sommer 2011 ins Kino kommen soll. Ich persönlich finde es ja toll, dass Jack *hust* verzeihung, Captain Jack Sparrow jetzt im Mittelpunkt steht, aber was meint ihr? :) Oder interessiert euch die gefühlt tausendste Fortsetzung gar nicht (mehr)?

13
Spielwiese / Was hört ihr gerade?
« am: Mo, 27. Dezember 2010, 21:15 »
Mila Mar - Nova  :ugly:

14
Eigene Schriftstücke / Taayas Songtexte und Gedichte
« am: Mo, 27. Dezember 2010, 21:12 »
Hab mich mal dafür entschieden, einen Sammelthread für meine kurzen Sachen zu machen, und sollten Kurzgeschichten mal kommen, kriegen die einen eigenen Thread.

Also

Gedicht Nr. 1: Abschied eines Helden

 Du verschwindest langsam.
so langsam wie die Tränen trocknen,
schwindest du hinfort.
Ich brauch dich doch,
Tod reißt dich mit, nimm mich mit
zu diesem Ort!

Das Blut strömt
läuft deine bleiche Haut hinab
und über´s Holz.
Deine Augen, deine Seele.
Gebrochen, gefoltert, doch immer noch
voll Ehr´ und Stolz.

Gabst dein Leben auf,
so viele zu retten.
Mein Held!
Seh dich gehen,
voll Gewissheit:
Wir sehen uns in der nächsten Welt.

15
Spielwiese / Her mit euren Desktops
« am: Mo, 27. Dezember 2010, 21:06 »
Eigentlich DER Klassiker bei Spielen - oder im normalen Spam, habs jetzt einfach mal hier geöffnet.

Meinen sieht man http://i181.photobucket.com/albums/x236/Taaya/from_others/Desktopmarci.jpg da. Ist etwas groß fürs Forum :). Hat ein Kumpel ganz lieb für mich gebastelt und ich bin voll begeistert von.

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