Drosselbart
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« am: Fr, 28. Januar 2011, 10:31 » |
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Jeder kennt es, man schlendert über einen Markt, schaut etwas länger in die Auslage eines Händlers und dann wird man mit "Werter Herr" oder "Holdes Fräulein" angesprochen und es entwickelt sich ein Mono- oder Dialog der von altertümlich klingenden Floskeln und Begriffen geprägt ist. Das ist die sogenannte "Marktsprech", eine Kunstsprache für die es sogar richtige "Regeln" gibt.
Mich interessiert, wie ihr dazu steht, denn an ihr scheiden sich sehr häufig die Geister, die einen finden es albern, die anderen ambientig, wiederum andere nörgeln, weil sie ja keine historische Sprache ist ander loben die Kreativität beim Erfinden neuer "alter" Begriffe. Was ist euer Standpunkt?
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Unkas
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« Antworten #1 am: Fr, 28. Januar 2011, 12:08 » |
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Ich empfinde dieses Kaudawelsch als schöne Sprachspielerei. Solange sich jeder dessen bewusst ist, dass das nix mit "autentisch" zu tun hat und eigentlich nur der Verschnörkelung eines Kaufgesprächs und dem Spaß an demselben dient, ist doch alles paletti. Ich finde es amüsant, wenn sowohl Käufer als auch Verkäufer sich augenzwinkernd dieser Kunstsprache bedienen. Letzten Endes ist der ganze Markt doch schon rein optisch künstlich auf ein solches Vorgaukeln ausgerichtet. Für mich gehört das zum Markt dazu wie meine mittelalterlich angehauchte Wohlfühlkleidung.
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Merkenau
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« Antworten #2 am: Fr, 28. Januar 2011, 14:51 » |
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Ich mag diese Sprache.
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« Letzte Änderung: Sa, 29. Januar 2011, 16:41 von Merkenau »
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Taaya
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« Antworten #4 am: Fr, 28. Januar 2011, 17:08 » |
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Vielleicht etwas, Drosselbart . Ich höre es auch sehr gern, beherrschen tu ichs aber leider nicht.
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Pfalzi
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« Antworten #5 am: Fr, 28. Januar 2011, 17:45 » |
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So wie ich bei der Kleidung nicht "A" (wie authentisch) sondern "GNI" (wie Geschichtsnah interpretiert) bin, so halte ich es auch mit der Sprache. Kaum ein Besucher würde authentisch mittelalterliche Sprache verstehen, trotzdem möchte man auf den Märkten den mittelalterlichen Eindruck auch in der Sprache haben. Im Grunde hat man das gleiche Phänomen auch im TV. Was da als Dialekt angeboten wird ist auch so angepasst dass der Normalbürger bundesweit es versteht. Nichts anderes ist meines Erachtens der Marktsprech. Meines Erachtens hat der Marktsprech also durchaus seine Berechtigung auf Märkten die vorrangig der Unterhaltung dienen. Anders ist dies bei reinen Reenactment-Veranstaltungen, bei denen auch anderweitig sehr auf Authentizität geachtet wird. Dort sollte man entweder die alte Sprache wirklich beherrschen oder aber bei der modernen Sprache bleiben.
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Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. Antoine de Saint Exupery
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Lorgarn
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« Antworten #6 am: Fr, 28. Januar 2011, 18:15 » |
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Autehntisch sprechen wird wie schon gesagt kaum einer können. 'Marktsprech' ist ein zweischneidiges Schwert. Da ich auf dem Markt auch als Darsteller nicht den gazen Tag in der Rolle bin, spreche ich auch nomal mit den Leuten, insbesondere, wenn man etwas zu Waffen oder Lagerausstattung erklärt. Wenn wir etwas aufführen oder ein bißchen Stimmung auf dem Markplatz machen, sprechen wir schon eher im Marktsprech.
Auf LARPs finde ich es wichtig, daß man sich mit der Sprache versucht endsprechend der Rolle etwas auszudefinieren, insbesondere weil man da auf historische Korrektheit pfeifen kann und nen großen Spielraum hat.
Gruß Lorgarn
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Nimue
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« Antworten #7 am: Fr, 28. Januar 2011, 18:56 » |
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Ich find das meist auch ganz muckelig. Allerdings hab ich auch schon Leute erlebt, die dann nicht wieder zurückswitchen können...tragischer (und irgendwann sehr nerviger) Fall von Realitätsverlust.
Sobald ich eine einschlägige Location dieser Art verlasse, möchte ich mich auch wieder normal artikulieren. Aber auf Märkten oder in ner Taverne oder so erwarte ich das inzwischen fast schon^^ gehört irwie zum Ambiente dazu.
Auch wenn ich dieses Marktsprech (der Name is übrigens echt bescheuert) in keiner Weise ernsthaft beherrsche, geschweige denn von irgendwelchen Regeln wüsste, nutze ich es selbst (rein intuitiv) sehr gerne - so mal halt ^^
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Auge um Auge bedeutet nur, dass die Welt erblindet.
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BigBen
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« Antworten #8 am: Fr, 28. Januar 2011, 21:36 » |
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Ich find das meist auch ganz muckelig. Allerdings hab ich auch schon Leute erlebt, die dann nicht wieder zurückswitchen können...tragischer (und irgendwann sehr nerviger) Fall von Realitätsverlust.
Da gabs doch auch was von Southpark zu dem Thema Also ich habe auch nicht dagegen, wenn der Sprecher es gut kann (ich leider nicht). Ansonsten sage ich: Rede am Besten, wie Dir der Schnabel gewachsen ist, das ist eher authentisch. Un wenn de noch nen Dialekt druff hast, brochste dat Marksprech jar net. all voll Ben
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« Letzte Änderung: Fr, 28. Januar 2011, 21:49 von BigBen »
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Der Herr der Smileys sie zu züchten, sie alle zu finden, ins Forum zu treiben und ewig zu binden
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Nachtmeister
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« Antworten #9 am: Fr, 28. Januar 2011, 21:47 » |
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Also, ich bin da sehr zwiegespaltert ;) Zum einen finde ich es großartig, wenn man Marktsprech vernehmen kann. Ich mag es, wenn die Illusion des Marktes weiter aufgebaut wird. Ich erwarte auch nicht, dass auf dem Markt Hühner und Lampenöl, vielleicht auch Mehl und andere Dinge verkauft werden. Auf einen Markt gehe ich, um die Geschichte, die wir aus der Historie gemacht haben, zu erleben. Die Regeln zu Marktsprech habe ich mir vor einiger Zeit angeschaut und da ist in mir so einiges zerbrochen. Ich gehöre zu den Leuten, die in ihren Studium sich ausgiebig mit dem Mittelhochdeutschen beschäftigt haben und die Regeln für Marktsprech wiedersprechen manchmal jeder Regel, die man zu rekonstruieren versucht hat. Wie bei vielen schönen Sachen sollte man es bei vernünftigen Größenordnungen belassen und nicht versuchen etwas zu systematisieren und in Regeln zu pressen, die einem die Sache unnötig widersinnig und kompliziert machen.
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Drosselbart
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« Antworten #10 am: Sa, 29. Januar 2011, 19:29 » |
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Also, ich bin da sehr zwiegespaltert ;) Zum einen finde ich es großartig, wenn man Marktsprech vernehmen kann. Ich mag es, wenn die Illusion des Marktes weiter aufgebaut wird. Ich erwarte auch nicht, dass auf dem Markt Hühner und Lampenöl, vielleicht auch Mehl und andere Dinge verkauft werden. Auf einen Markt gehe ich, um die Geschichte, die wir aus der Historie gemacht haben, zu erleben. Die Regeln zu Marktsprech habe ich mir vor einiger Zeit angeschaut und da ist in mir so einiges zerbrochen. Ich gehöre zu den Leuten, die in ihren Studium sich ausgiebig mit dem Mittelhochdeutschen beschäftigt haben und die Regeln für Marktsprech wiedersprechen manchmal jeder Regel, die man zu rekonstruieren versucht hat. Wie bei vielen schönen Sachen sollte man es bei vernünftigen Größenordnungen belassen und nicht versuchen etwas zu systematisieren und in Regeln zu pressen, die einem die Sache unnötig widersinnig und kompliziert machen.
Das klingt sehr interessant Nachti, könntest du etwas auf die Dialektit dieser Regeln eingehen? Was ist der große Unterschied bzw. der "Fehler", der begangen wird?Ich denke, man könnte damit ja die "Marktsprech" entweder "reformieren" oder aber besser argumentieren wenn es eben um die diskussion über die Marktsprech geht.
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Unkas
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« Antworten #11 am: Sa, 29. Januar 2011, 20:22 » |
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Wer hat eigentlich dieses (Un-)Wort "Marktsprech" erfunden?
Ich hab aus Studienzeiten auch noch ein Wörterbuch für Mittelhochdeutsch im Schrank und denke, dass der Laie heute maximal Brocken verstehen würde und beim Sprechen hörte es dann wohl gänzlich auf. Dieses Wörterbuch gibt es ja nicht umsonst und wer hat schon Lust, nur wegen eines autentischen Sprachgebrauchs mit nem dicken Wälzer über den Markt zu gehen.
Dass es Regeln für dieses liebenswerte Marktkaudawelsch gibt, halte ich persönlich für ausgemachten Blödsinn.
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Drosselbart
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« Antworten #12 am: Sa, 29. Januar 2011, 20:25 » |
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Wer hat eigentlich dieses (Un-)Wort "Marktsprech" erfunden?
[...]
Dass es Regeln für dieses liebenswerte Marktkaudawelsch gibt, halte ich persönlich für ausgemachten Blödsinn.
Guggst du hier: http://www.mittelalter-netz.de/sprache/index.htm
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Unkas
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« Antworten #13 am: Sa, 29. Januar 2011, 22:11 » |
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Hey, da heißt das aber eindeutig "Markt-Spache"! *mal eben die erste Seite überflogen hab*
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Drosselbart
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« Antworten #14 am: Sa, 29. Januar 2011, 22:15 » |
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Das ist wohl wahr. Eine Begründung des Begriffs "Marktsprech" gibt es dort nicht. Vermutlich ist der Begriff "Sprech" für Rede, Sprache historisch verbürgt undhat sich dann in Verbindung mit dieser Kunstsprache etabliert. Das ist aber nur eine Speklation, die es zu überprüfen gilt.
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