Nimue
|
|
« Antworten #18 am: So, 23. Dezember 2012, 01:31 » |
|
Türchen 20 besteht aus zwei Mammutgedichten... seeeehr fleißiger Wichtel^^
Weihnachten Geschenke kaufen
Weihnachten Geschenke kaufen Im Megapreissturzwahn ersaufen
Schnell noch vor der Mehrwertsteuer Sparst Du heut nicht, wird es teuer
Menschen rennen umeinander Spielen Master und Commander
Wolln immer nur Master sein Kehren schwer beladen heim
Rückenschmerzen, dickes Bein Geselligkeit zieht langsam ein
Schwibbbogen und rote Kugeln Danach kann man jetzt auch googeln
Alles atmet auf befreit Oh Du schöne Weihnachtszeit
Doch nicht lange hält der Schwur Weihnachtsfriede? Nicht die Spur
Der erste sein beim Tanne kaufen Kampftrinker beim Glühwein saufen
Stress und Stau und Parkplatznot Alle sind im selben Boot
Doch rudern in die andre Richtung Ein jeder sieht nur seine Lichtung
Reißt den Nachbarn aus den Händen Ums dem eignen Kind zu schenken
Kipper, Matchbox längst vergessen Auf Lego auch nicht mehr versessen
Doppel-DVD mit Spielen Liegt jetzt auf den kalten Dielen
Schlips für Papa mit paar Socken Besinnliches Zusammenhocken
Lieder singen, schief und laut Keiner der sich sagen traut
Das will ich nicht, das ist doch Mist Wie lange noch bis ihr das wisst
Man schluckt es runter, denkt an ebay Den Mülleimer oder die Tiefsee
Immerhin sind alle da Keiner krank – jucheirassa!
Lichter, Kerzen, alle froh Flammen schlagen lichterloh
Da brennt der ganze Weihnachtsbaum Frohe Weihnacht – aus der Traum ~ Uwe Gaitzsch ~
***
Sankt Nikolaus kommt durcheinander
Schützen, Veteranen, Frauen, beim G'meindsrat vorbeischauen, Fußballer und Musikanten, Senioren, Schule, Asylanten, in Spielgruppe und Kindergarten sie schon lange auf ihn warten, dann geht er noch von Haus zu Haus, der heilige Sankt Nikolaus.
Er hat es streng, er hat es hart, drei Tag' lang ist er auf der Fahrt, kommt fast nicht mehr über die Runden er muss zu vielen alten Kunden.
Er hat geplant und all's notiert, damit, wenn's schließlich dann pressiert, er sicher weiß, ob wo und wann er ist mit seinem Auftritt dran.
Doch als nun ist die höchste Zeit und alles ist schon vorbereit', findet der St. Nikolaus den Zettel nicht im ganzen Haus. Schließlich fängt er ohne Plan seine Vereinsbesuche an.
Sich's vorzustell’n, das ist nicht schwer, es gibt schon gleich das erst' Malleur. Beim Kronenwirt im Schützenheim da kehrt der Frauenbund stets ein. Die Rede ist gut vorbereitet, er würdevoll den Saal beschreitet. Die Brille ist ganz angeschlagen und ohne noch recht lang zu fragen, mit seiner Rede er beginnt und seinen Text zum Vortrag bringt.
„Grüß Gott, all’samt beim Frauenbund, die Weihnachtsfeier ist der Grund, dass wie schon im vergang'nen Jahr ich wieder da bin, das ist klar."
Es wird ganz unruhig hier im Raum, den Nik'laus, den versteht man kaum. Man lauter Männerstimmen hört, St. Nik'laus ist jetzt ganz verstört. Der Frauenbund, der ist das nicht, doch mutig er jetzt weiterspricht:
„Recht fromm ward wieder ihr und fleißig, habt d'Kirch geschmückt, gebastelt eifrig" – Es riecht nach Bier, es riecht nach Rauch, ja rauchen jetzt die Frauen auch. Der Nikolaus sieht langsam besser, doch sein Gesicht wird immer blässer.
Er weiß, warum's so unruhig wird, er hat sich im Termin geirrt, nicht Frauen muss er heut' ermahnen, sondern die alten Veteranen.
Was ist zu tun in dieser Not, die Knie zittern, der Kopf wird rot. Der Nikolaus dreimal tief schnauft und sich die Nackenhaare rauft. Trinkt einen Schnaps und fasst sich Mut, auswendig weiß er vieles gut, dass man nicht länger auf ihn wartet, er einen freien Vortrag startet, doch bringt er vieles durcheinander von dem Vortrag und jenem andern:
„Lang, lang ist her der letzte Krieg, ‚s gab viele Not und keinen Sieg, ihr habt gekämpft und habt gelitten, - euch Frauen muss man nicht lang bitten. Gibt's was zu helfen und zu tun, dann macht ihr's ohne auszuruh’n, wo man euch braucht seid ihr bereit, - ihr treue Kameraden seid, haltet zusammen und seid stark, zahlt Mitgliedsbeitrag zwanzig Mark haltet hoch die Traditionen, beim Fasching gibt's viel Sensationen, Modenschau, Theaterspiel, ja zum Lachen gibt es viel"
In dem Stil geht es lang noch weiter die Feier wird jetzt richtig heiter, weil Nik'laus aus dem großen Sack seine Geschenke nun auspackt:
Kölnisch Wasser, Schal aus Seide eine Brosche für das Kleide, Kochrezepte, Eua de Toilette, ein ganz kleines Kosmetikset, einen Holzrahmen zum Sticken, bunte Wolle für das Stricken Ohrringen und Nagellack hat er drin in seinem Sack und dem Herrn Vorstand tut er geben ein Heft der Zeitschrift „Frau im Leben".
Was Frauen brauchen, was sie freut, kriegen die Veteranen heut'. Sie nehmen dankbar an die Gaben weil sie nun endlich etwas haben was sie, ohne viel nachzudenken an Weihnachten den Frauen schenken.
So klingt der Abend fröhlich aus alles dankt dem Nikolaus. Den Irrtum hat man ihm verzieh’n und lässt ihn dankbar weiterzieh’n.
Recht lange wird noch diskutiert über das, was dann passiert, wenn bei den Frau'n der Nikolaus, packt auch die falschen Sachen aus. Und es ist schließlich allen klar, des Sackes Inhalt wird offenbar am Weihnachtsabend, wenn auch dann die Frau'n beschenken ihren Mann. So kann es sein, dass dann vielleicht jedes Geschenk sein Ziel erreicht. ~ Matthias Kotonski ~
|