Nimue
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« Antworten #3 am: So, 17. Februar 2013, 18:03 » |
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Nun hatte ich auch endlich Gelegenheit in das neue Album von Faun hineinzuhören und da wir hier ja ein sehr deutliches Statement der negativen Art lesen durften (mussten?), würde ich das Bild gerne um eine weitere Meinung erweitern.
Also: ich habe Faun auch immer sehr gemocht und war auch mit Eden längst nich so kritisch wie es mein werter Lieblingsnachtmeister war, trotzdem sehe ich ein, dass Faun nicht mehr so recht "typisch Faun" zu sein scheint. Das neuste Faunwerk ist jedenfalls nur noch dem Artwork nach richtig als Faunwerk zu identifizieren. Wenn man die Scheibe dann eingelegt hat und der erste Titel "Mit dem Wind" startet, begrüßt einen eine durchaus eingängige Melodie (die man aber doch irgendwie schon mal bei Santiano gehört hat) mit einem doch ganz passablem Text und schöner gesanglicher Umsetzung. Ist die Nummer dann zu Ende, wurde man auf ein durchaus starkes Album eingestimmt, was gutes Potential haben dürfte, einen vom Stuhl zu wedeln. Unglücklicherweise ist der erste auch der beste Titel der ganzen Produktion. Was in seiner tieferen Bedeutung völlig tragisch ist.
"Diese kalte Nacht", bereits von Nachti angesprochen, hat als Nr. 2 exakt den Platz, den es in der Qualitätshighscore mMn verdienen würde. Das ist noch das Zweitbese. Die letzte brauchbare Nummer erwartet einen dann leider erst am Ende der unterdurchschnittlichen Musikwiederbelebung mit dem Titel "Warte auf mich". Typisch Faun ist dieser Titel allerdings auch nicht so richtig (vielleicht aber noch am Meisten angesichts der Auswahl). Zu einem schönen Lied wird es vor allem durch die grandiose Gesangsleistung der "Neuen" bei Faun - Katja Moslehner. Wer nicht so ganz weiß, woher er die charismatische Stimme der Dame kennt, der wird sich jetzt sicherlich gleich ob der Erkenntnis an die Stirn greifen: sie ist DIE Stimme von Lai Quendi (z.B. Rabenfrau).
Na gut, zurück zur CD. Bereits angesprochen wurde ja der Titel "Tanz mit mir", der gelinde gesagt an eine Mischung aus Versengold (Trunkenbold) und Santiano erinnert. Wieder Santiano, ja...und schaut man dann auf den Track, steht da auch der Hinweis bzw. die Bestätigung, dass es sich um eine Coproduktion mit Selbigen handelt. Nur blöd, wenn das Ergebnis eben keineswegs nach CO klingt, sondern sich nach Reinform Santiano anhört...brauch ich auf einem FAUN-Album irgendwie nicht. Auch ein Eric-Fish mit einer weiteren Version von Minne (heißt hier "Minne Duett") brauch ich nicht...zumindest eben nicht als Faun-Musik deklariert.
Von den 13 Titeln fallen im Übrigen erschreckend viele auf, die von "neu" meilen...ach...kilometerweit entfernt sind. Titel 3 "Von den Elben" ist ein ziemlich lahmer Abklatsch in Hochdeutsch der sehr viel schöneren Altdeutschen gleichnamigen Version (ebenfalls von Faun, Album "Licht"). "Wilde Rose" ist die schon angesprochene deutschtextige Variation von "Siuil a Run". Wäre der Text denn nun wirklich geschliffen, poetisch und magisch...oder wenigstens sonstwie überzeugend, mag es ja durchgehen, aber so ist es leider ein halbherziger Versuch kalten Kaffee aufzuwärmen. Gleiches Urteil erlaube ich mir zu Andro II (Andro mit gleicher prägnanter Melodielinie kennen wir auch schon von "Licht"). Gruslig! Tut mir leid, aber ich brauch sowas einfach nicht. Andro war super, kein Mensch braucht diese seltsame Fortsetzung, die keinerlei musikalische Weiterentwicklung oder Kreativität im Umgang mit dem "alten Stoff" erkennen lässt.
Mit den Santiano- und StS-Verschnitten haben wir jetzt 6 von 13 Titeln vor uns, die man mehr oder weniger vergessen kann. Nichts Neues, hier und da Ausgeborgtes und irgendwie neu Abgemixtes. Das grenzt wirklich an schematische und lieblose Klangproduktion, wie man sie von den "großen" Labels kennt...
Insgesamt ist das Album sehr Textlastig. Es fehlen die für Faun so typischen Spielereien an den virtuos beherrschten Instrumenten und damit ganz maßgeblich das Wiedererkennungsmerkmal der Faune. Diese Textlast könnte aber großartig sein, wären es die richtigen poetischen und sauberen Stilistiken, die man als Faunliebhaber kennt. Leider findet man die nicht - oder sagen wir kaum. "Bring mich nach Haus" möchte ich abschließend noch mal namentlich erwähnen, weil das Stück durchaus Potential hat, allerdings irgendwie mit Schnuller in der Krabbeldecke hocken bleibt.
Meine Enttäuschung ist vielleicht nicht so gravierend, wie Nachtis, aber ich werde mich schweren Herzens zu ihm stellen und die Scherben des Enttäuschometers aufkehren helfen. Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass Katja festes Bandmitglied bleibt (Kontinuität wäre Faun generell zu wünschen) und mit ihrer zauberhaften Stimme den verlorenen mysthischen Zauber in die Reihen der Faune zurückbringt, die Oli in den Fingern hat und Fiona im Herzen trägt. Die Konstellation erscheint mir sehr zukunftsfähig, so sie denn zu ihrem Stil zurückfinden können. Und bitte: Finger weg von seltsamen Duetten, die keine sind. Es gibt StS, es gibt Santiano und es gibt Faun. Eine schleimige Verschwabberung braucht kein Mensch!!!
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